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Warum ist der Herbst oft windiger als der Sommer? Ursachen & meteorologische Hintergründe

Veröffentlichung: 19.10.2025 16:17 Uhr
WETTER VERSTEHEN

Herbst als Übergangszeit – warum die Luft in Bewegung kommt

Der Herbst ist eine klassische Übergangszeit zwischen den stabilen Sommermonaten und den kälteren, stürmischeren Wintermonaten. Mit dem Ende des Sommers sinkt die Sonneneinstrahlung deutlich – die Tage werden kürzer, die Sonne steht tiefer und erwärmt den Boden weniger stark. Dadurch kühlt sich die Luft in Bodennähe schneller ab, während in höheren Luftschichten oft noch wärmere Luftmassen vorhanden sind. Es entstehen vertikale Temperaturunterschiede, die die Atmosphäre „durchmischen“.

Hinzu kommt, dass die Temperaturgegensätze zwischen verschiedenen Regionen Europas größer werden: Während im Mittelmeerraum noch warme Luftmassen dominieren, zieht im Norden bereits kühle Polarluft heran. Diese gegensätzlichen Luftmassen treffen in Mitteleuropa aufeinander – ein ideales Umfeld für die Entstehung von Wind und Sturm. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bezeichnet diese Phase nicht umsonst als die „Zeit der Tiefdruckgebiete“. Je stärker die Gegensätze zwischen warm und kalt sind, desto aktiver reagiert die Atmosphäre – und desto bewegter wird die Luft.

Temperatur- und Luftdruckunterschiede treiben den Wind

Wind ist im Grunde nichts anderes als eine ausgleichende Bewegung der Luft: Sie strömt von Regionen mit hohem Luftdruck zu solchen mit niedrigem Druck. Die Stärke dieses Windes hängt direkt von der Größe des Druckunterschieds ab – dem sogenannten Druckgradienten. Je größer dieser Unterschied, desto stärker ist die Luftbewegung.

Im Herbst werden diese Druckunterschiede besonders groß, weil sich das Land viel schneller abkühlt als große Wasserflächen. Meere, Seen und Flüsse speichern Wärme länger und geben sie langsamer wieder ab. Dadurch ist die Luft über dem Wasser meist wärmer als die Luft über dem Land – und genau dieser Kontrast führt zu kräftigen Luftströmungen.

Auch auf kontinentaler Ebene wirken ähnliche Effekte:

  • Land-Meer-Kontraste: Während Küstenregionen von feucht-milden Meereswinden beeinflusst werden, kühlen Binnenregionen nachts stark aus – es entstehen starke horizontale Temperaturgefälle.
  • Polarfront-Aktivität: Die sogenannte Polarfront, die Grenze zwischen kalter Polarluft und warmer Subtropikluft, verschiebt sich nach Süden und sorgt für turbulente Wetterlagen in Mitteleuropa.
  • Tiefdruckgebiete vom Atlantik: Im Herbst ist die Westwindzone besonders aktiv. Tiefs ziehen häufiger vom Atlantik nach Europa und bringen starke Strömungen mit, die West- bis Südwestwinde auslösen – typisch für den Herbst in Deutschland.
Diese dynamische Kombination macht den Herbst zur windreichsten Jahreszeit nach dem Winter.

Sommer vs. Herbst – stabile vs. wechselhafte Wetterlagen

Im Sommer dominiert oft das Hochdruckwetter: Warme Luftmassen steigen auf, erwärmen die Atmosphäre gleichmäßig und sorgen für stabile Schichten. Das Ergebnis sind ruhige Wetterphasen mit wenig Wind – manchmal wochenlang. Der Herbst dagegen ist von einem ständigen Wechsel zwischen Hochs und Tiefs geprägt. Diese wechselhafte Großwetterlage sorgt für Bewegung: Fronten ziehen durch, Temperaturunterschiede entstehen, und mit ihnen kommt der Wind.

Während im Sommer die Hochdruckgebiete die Luftbewegungen quasi „blockieren“, setzen sich im Herbst wieder vermehrt Tiefdruckgebiete durch. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bringt es treffend auf den Punkt: „Herbstzeit ist Sturmzeit“. Das bedeutet nicht, dass es jeden Tag stürmt – aber dass in dieser Jahreszeit die Wahrscheinlichkeit für Sturmtiefs und Windfelder deutlich zunimmt. Meteorologisch lässt sich das durch stärkere Druckgradienten erklären, die durch rasch aufeinanderfolgende Hoch- und Tiefdruckgebiete entstehen. Der Herbst ist somit der Übergang von ruhigem Sommerwetter zu einem deutlich dynamischeren Wettersystem.

Regionale Besonderheiten in Deutschland

In Deutschland spielt die West- bzw. Nordwestlage eine große Rolle im Herbst, da vom Atlantik aus feuchte Luftmassen hereingeführt werden. Diese erzeugen Wind- und Sturmlagen. Auch in deiner Region (z.B. Hameln, Hannover / Niedersachsen) ist damit zu rechnen, dass Herbsttage öfter windiger sind als vergleichbare Sommertage – gerade an Küsten und im offenen Gelände sind Böen verstärkt spürbar.

Fachbegriffe – verständlich erklärt

Polarfront: Der Übergangsbereich zwischen kalter Polarluft und wärmerer subtropischer Luft. Entlang dieser Front entstehen häufig Tiefdruckgebiete mit Wind und Sturm.
Druckgradient: Unterschied im Luftdruck zwischen zwei Orten – je größer er ist, desto stärker kann der Wind wehen.
Tiefdruckgebiet: Eine Zone mit relativ niedrigerem Luftdruck, in der Luft aufsteigt und in deren Umfeld stärkere Winde auftreten können.
Hochdrucklage: Eine wetterbestimmende Zone mit hohem Luftdruck, oft stabilen, ruhigen Wetterverhältnissen und geringerer Windaktivität.

Fazit

Der Herbst ist oft windiger als der Sommer, weil die Temperatur- und Druckunterschiede größer sind, weil die Vorderseiten von Tiefs häufiger auftreten und weil die Großwetterlage aktiver wird. Für dich heißt das: Im Herbst mehr Wind erwarten — und entsprechend planen (z. B. im Garten, beim Haus, Verkehr).

Quellen und Verweise