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Was bedeutet die Regenwahrscheinlichkeit in der Wettervorhersage wirklich?
Wetter verstehen

Veröffentlichung: 22.08.2025 16:45 Uhr
WETTER VERSTEHEN

Was bedeutet die Regenwahrscheinlichkeit in der Wettervorhersage wirklich?

Die Regenwahrscheinlichkeit ist eine der meistgenutzten Vorhersage-Angaben — und leider auch eine der meist missverstandenen. Wenn du etwa „40 %“ siehst, fragst du dich vielleicht: Bedeutet das, dass es 40 % des Tages regnet oder 40 % der Fläche betroffen sind? Beides ist nicht die korrekte Interpretation. In diesem Artikel erkläre ich, wie die Prognose in Deutschland und Europa typischerweise funktioniert und wie du die Zahl sinnvoll nutzt.

Was genau ist die Regenwahrscheinlichkeit?

Meteorologen sprechen von der Niederschlagswahrscheinlichkeit (international oft PoP = Probability of Precipitation). Sie beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass in einem klar definierten Zeitfenster (z.B. eine Stunde, Vormittag oder ganzer Tag) an einem definierten Ort mindestens eine messbare Menge Niederschlag fallen wird. In Deutschland und Europa werden Mengen in Millimetern (mm) angegeben. Viele Vorhersagen nutzen als Mindest-Messschwelle für „messbar“ Werte um 0,1 mm innerhalb einer Stunde; die genaue Schwelle kann jedoch zwischen den Diensten variieren.

Wie die DWD-Erklärung die Berechnung beschreibt

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erläutert die Niederschlagswahrscheinlichkeit so: Bei der Ermittlung wird auf vergleichbare Fälle bzw. Wetterlagen aus der Vergangenheit zurückgegriffen. Eine Aussage wie „Es ist (in einem festgelegten Zeitraum an einem bestimmten Ort) mit einer Niederschlagswahrscheinlichkeit von 80 % zu rechnen.“ ist demnach so zu interpretieren, dass es in 8 von 10 Fällen bei der prognostizierten Wetterlage am betreffenden Ort geregnet hat. Dabei ist nicht ausgesagt, dass 80 % des Zeitraums verregnet sein werden und auch nicht, wie viel Niederschlag fällt.

Der DWD weist außerdem darauf hin, dass solche Wahrscheinlichkeitsaussagen mit quantitativen Angaben verknüpft werden können. Beispielsweise bedeutet die Aussage „Mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 % ist damit zu rechnen, dass mehr als 5 mm Niederschlag fallen“, dass es in 2 von 10 Fällen bei der vergleichbaren Wetterlage am betreffenden Ort vorgekommen ist, dass mehr als 5 mm Niederschlag gefallen sind.

Wichtig: Die Niederschlagswahrscheinlichkeit beinhaltet nach DWD keine Aussage über die Niederschlagsart. Es kann sich sowohl um flüssige Niederschläge (Regen, Sprühregen) als auch um feste Niederschläge (Schnee, Hagel, Graupel) handeln.

Wie entstehen die Prozentwerte? (vereinfacht erklärt)

In Europa werden solche Wahrscheinlichkeiten oft auf Basis von Erfahrungswerten (Analoga) und Ensemble-Modelldaten erstellt. Ensemble-Berechnungen (mehrfache Modellläufe) zeigen z.B., in wie vielen Varianten Niederschlag vorkommt; Analoga vergleichen die aktuelle Lage mit historischen Fällen. Kurzfristige Nowcasts nutzen zusätzlich Radardaten und lokale Beobachtungen und sind für die nächsten Stunden oft genauer.

Zur Veranschaulichung wird häufig auch die vereinfachte Vorstellung genutzt:

Wahrscheinlichkeit ≈ Vorhersagevertrauen × erwartete Flächenabdeckung

  • Vorhersagevertrauen beschreibt, wie sicher Meteorologen sind, dass Regen überhaupt fällt.
  • Flächenabdeckung meint, wie groß der Anteil der betroffenen Region sein wird.

Das ist keine exakte mathematische Regel, aber eine nützliche Hilfe zum Verständnis, wie Meteorologen Unsicherheit und räumliche Verteilung kombinieren.

Ein Beispiel:
80 % Sicherheit, dass Regen kommt, und 50 % der Region betroffen → 0,8 × 0,5 = 40 % Niederschlagswahrscheinlichkeit.

Häufige Missverständnisse

  • „40 % heißt: 40 % des Tages regnet es“
    Nein. Die Angabe sagt nichts über die Dauer aus — nur über die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt Niederschlag auftritt im angegebenen Zeitfenster.
  • „40 % heißt: 40 % der Region wird nass“
    Nicht zwingend. Es kann ebenso bedeuten, dass punktuelle Schauer auftreten und größere Teile trocken bleiben.
  • „0 % = definitiv trocken“
    Auch das ist nicht absolut. 0 % bedeutet nur, dass nach aktueller Beurteilung kaum oder kein Niederschlag zu erwarten ist — ein sehr kleines Restrisiko bleibt formal immer.

Wie man die Niederschlagswahrscheinlichkeit einordnet (Orientierung)

  • 0–20 % — Sehr geringes Risiko: meist trocken, vereinzelte Tropfen möglich. (Kurzfristiges Nowcast/Radar kann dennoch lokale Tropfen ankündigen.)
  • 30–50 % — Unsicherer Bereich: örtliche Schauer oder Gewitter möglich; Nowcast/Radar verwenden, um herannahenden Niederschlag genauer einzuschätzen.
  • 60–80 % — Hohe Wahrscheinlichkeit: flächiger oder wiederholter Niederschlag ist wahrscheinlich; die Eintrittswahrscheinlichkeit ist deutlich erhöht.
  • 90–100 % — Sehr hohe Sicherheit: Niederschlag wird voraussichtlich eintreten. 100 % bedeutet, dass Vorhersage-Modelle und Analoga sehr klar auf Niederschlag deuten; eine absolute Garantie gibt es jedoch nie. Es kann also auch passieren, dass es bei dir in dem angegebenen Zeitfenster gar nicht regnet dafür aber einige Kilometer weiter sehr stark.

Achte immer auf das angegebene Zeitfenster (z. B. „Vormittag“ vs. „ganzer Tag“) und auf ergänzende Angaben wie erwartete Niederschlagsmenge in mm oder Radar-Prognosen. Kurzfristige Nowcasts sind in der Regel besser für Entscheidungen in den nächsten Stunden.

Warum lokale Beobachtung besonders wichtig ist

Vor allem bei konvektiven Ereignissen (Schauer, Wärmegewitter) sind Niederschlagsfelder sehr kleinteilig. Ein Ort kann trocken bleiben, wenige Kilometer weiter kann es heftig schütten. Deshalb sind lokale Messwerte, Radar-Nowcasts und Live-Daten extrem hilfreich. Auf meiner Startseite findest du das Live-Wetter, den Niederschlagsverlauf sowie Niederschlagsmengen — nutze diese lokalen Informationen zusätzlich zur Prozentangabe der Niederschlagswahrscheinlichkeit, besonders für Outdoor-Aktivitäten, Garten- und Feldarbeit.

Praktische Tipps

  • Kurzfristige Entscheidungen (heute, nächste Stunden): Vertrau mehr auf Nowcasts/Radar und lokale Messwerte als allein auf die Tages-Niederschlagswahrscheinlichkeit.
  • Planung für Veranstaltungen: Schau auf die Niederschlagswahrscheinlichkeit für das konkrete Zeitfenster + erwartete Niederschlagsmenge (mm). Bei 30–50 % plane am besten einen Plan B ein.
  • Für Garten & Landwirtschaft: Vergleiche Niederschlagswahrscheinlichkeit mit Niederschlagsmengen (mm) und Live-Werten (z.B. der Bodenfeuchte). Eine reine Prozentzahl reicht oft nicht aus.

Quellen & Hinweise (Deutschland / Europa)